Rezension: Bayer/Schmidt – die juristische Dissertation

Der Band „Die juristische Dissertation“ von Daria Bayer und Jan-Robert Schmidt ist ein erfrischend praxisnaher und ehrlicher Ratgeber, der den oftmals mystifizierten Weg zur Promotion im juristischen Bereich verständlich und realitätsnah aufbereitet. Es nimmt die Leser:innen mit auf eine chronologische Reise durch den gesamten Promotionsprozess – von der Frage nach der persönlichen Motivation über die Themenwahl bis hin zu den praktischen Schritten bis zur Veröffentlichung und über die formalen Voraussetzungen hinaus.

Besonders wertvoll ist die Offenheit, mit der die Autor:innen auch heikle Themen wie Finanzierungsschwierigkeiten, psychische Belastungen und strukturelle Herausforderungen im Wissenschaftsbetrieb ansprechen. Dieser Blick hinter die Kulissen macht das Buch nahbar und gibt zukünftigen Promovierenden das Gefühl, nicht allein zu sein auf diesem teils einsamen Weg. Gleichzeitig wird ein Bewusstsein für wichtige Aspekte wie Diskriminierungsfragen und Gendergerechtigkeit in der juristischen Promotion geschaffen, was das Werk zeitgemäß und gesellschaftlich relevant macht.

Für die persönliche Entwicklung bietet eine juristische Dissertation auf jeden Fall einen bedeutenden Mehrwert: Sie vermittelt wissenschaftliches Arbeiten, vertieft juristisches Wissen und fördert eine analytische und systematische Denkweise, die im späteren Berufsleben – sei es in Wissenschaft, Anwaltschaft oder Justiz – von Wert ist. Man lernt Geduld, Durchhaltevermögen und Selbstorganisation, Eigenschaften, die weit über die Juristerei hinaus in jeder Karriere gefragt sind.

Karrieretechnisch ist der Doktortitel vor allem in spezialisierten Rechtsgebieten und in der Wissenschaft oft ein entscheidender Vorteil. Auch große Kanzleien und gewisse Behörden sehen in der Promotion einen wichtigen Qualitätsnachweis, der Vertrauen schafft und Bewerber:innen heraushebt. Die Promotion bedeutet allerdings auch eine nicht zu unterschätzende zeitliche und emotionale Belastung, weshalb das Buch zu Recht dazu ermutigt, früh die eigene Motivation und die damit verbundenen Ziele zu klären. So wird vermieden, dass man sich in jahrelangem Schreiben verliert

Insgesamt vermittelt „Die juristische Dissertation“ einen realistischen, mutmachenden und empathischen Zugang zu einem Thema, das viele junge Jurist:innen vor große Herausforderungen stellt. Mit Tipps, Erfahrungsberichten und einer klaren Struktur ist es ein unverzichtbarer Begleiter für alle, die über eine Promotion nachdenken oder schon mittendrin stecken – und bietet auch Einblicke für diejenigen, die den Prozess nur aus distanzierter Perspektive kennen. Es ist mehr als nur ein akademischer Leitfaden, es ist ein Buch über den persönlichen Wachstumsprozess, der mit jeder juristischen Dissertation einhergeht. Wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, sollte es lesen.

Geld spielt bei diesem Band jedenfalls keine Rolle: 12,90 € sind ein unschlagbares Angebot.

Bayer/Schmidt: Die juristische Dissertation, C.H.Beck, München 2023, 151 Seiten, 12,90 €