Rezension

Mehr als ein Nachschlagewerk: Neuerscheinung des Kommentars zum Strafgesetzbuchs von von Heintschel-Heinegg und Hans Kudlich in 5. Auflage

Der von Bernd von Heintschel-Heinegg und seit der aktuellen Auflage auch von Hans Kudlich herausgegebene Kommentar zum Strafgesetzbuch ist in seiner fünften Printausgabe erschienen. Grundlage der neuen Auflage ist die 62. Edition des Beck’schen Online-Kommentars zum StGB (Stand 1. August 2024); die vierte Printauflage war seit längerem vergriffen. Damit verbindet die gedruckte Fassung die Vorzüge zweier Welten – die Aktualität und Vielschichtigkeit des Online-Kommentars mit der Übersichtlichkeit und physischen Handhabung eines einbändigen Printkommentars. Der BeckOK StGB, der einst als experimentelles Projekt in Beck-Online begann, hat sich längst als feste Größe unter den Strafrechtskommentaren etabliert; die Printversion ist mittlerweile aus dem Schatten der Online-Ausgabe herausgetreten und hat sich einen renommierten Platz im Segment der Kommentare mittlerer Größe erobert: noch handlich in einem Band, aber deutlich umfangreicher als klassische Kurzkommentare.

Inhaltlich ist die 5. Auflage hochaktuell. Sämtliche wichtige gesetzliche Neuerungen sind berücksichtigt, etwa die umfassenden Änderungen des Sanktionenrechts (beispielsweise Fragen zur Ersatzfreiheitsstrafe, zu Auflagen und zu Weisungen), aktuelle Gesetzesvorhaben wie der kontrollierte Umgang mit Cannabis sowie neuere Regelungen zur Strafbarkeit unzulässiger Interessenwahrnehmung. Eingearbeitet sind ferner zahlreiche Einzeländerungen – etwa zur Nachstellung und zum Cyberstalking, die Einführung des § 127 StGB zur Strafbarkeit des Betreibens krimineller Handelsplattformen, Änderungen im Anti-Dopingrecht und die Reaktionen auf sogenannte Feindeslisten – und die Ausgabe enthält erstmals eine Kommentierung des neuen § 108f StGB. Auch die durch das Gesetz zur Bekämpfung sexualisierter Gewalt gegen Kinder bewirkten Änderungen, die in der 4. Auflage nur als Synopse abgebildet werden konnten, sind nun vollständig in die Kommentierung eingeflossen.

Der Kommentar richtet sich ausdrücklich an Praktiker:innen: Richter:innen, Staatsanwält:innen, Verteidiger:innen, Referendar:innen und Studierende finden gleichermaßen Ansprüche bedienende Inhalte. Neben der reinen Auslegung der Normen bietet er zahlreiche Beispiele, Hinweise zur Rechtsprechung und weiterführende Literaturverweise, die den unmittelbaren Praxisbezug stärken und den schnellen Weg zu vertiefenden Quellen eröffnen. Struktur und Lesbarkeit sind klar durchdacht: Zu jeder Norm gibt es zunächst einen kompakten Überblick oder eine kurze Erläuterung, gefolgt von einer ausführlichen Kommentierung. Diese Mehrebenenstruktur – aus der Online-Vorlage übernommen, vor allem mit Haupttext und Detailebene – verleiht dem Werk eine mehrstufige Lesbarkeit, die sowohl den schnellen Zugriff als auch das tiefergehende Studium erleichtert.

Besonders hervorzuheben sind vier Kernstärken des Werks: Erstens die Gründlichkeit und Detailtiefe: Die Kommentierung geht weit über bloße Normerläuterungen hinaus und berücksichtigt maßgeblich höchstrichterliche Rechtsprechung sowie die einschlägige Fachliteratur; wer tief einsteigen will, findet hier verlässliches Material. Zweitens die rechtliche Aktualität: Bei einem Werk dieses Umfangs ist es eine Leistung, Gesetzesänderungen und neue Entwicklungen zeitnah zu integrieren – diese Auflage bringt genau solche Neuerungen mit. Drittens die Nutzbarkeit in der Praxis: Der Kommentar ist nicht nur theoretisch fundiert, sondern durch Beispiele, Querverweise und Verweisungen in besonderem Maße für den Berufsalltag von Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Gericht brauchbar. Und viertens das breite Autorenteam: Die Vielzahl der Mitwirkenden – Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ebenso wie Praktiker:innen – ermöglicht differenzierte Perspektiven und gewährleistet, dass verschiedene Entwicklungen angemessen berücksichtigt werden.

Die Autorenschaft ist der Neuauflage überwiegend treu geblieben; zusätzlich ist Prof. Dr. Gerson Trüg als erfahrener Kommentator zurückgekehrt. Zwar konnten aus Gründen des begrenzten Platzes nicht alle im Online-Kommentar neu hinzugekommene, inhaltlich fundierten und teilweise sehr umfangreichen Beiträge aus dem Nebenstrafrecht in die Printfassung übernommen werden, doch die gedruckte Ausgabe überzeugt durch ihre Breite und fachliche Qualität. Die Kombination aus aktualitätsnaher Online-Basis und systematisch strukturierter Druckausgabe macht das Werk zu einem verlässlichen Arbeitsmittel.

von Heintschel-Heinegg/Kudlich: Strafgesetzbuch. StGB – Kommentar, 5. Auflage 2024; C.H. Beck; 3558 Seiten; 239,00 EUR.

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Neuauflage Schönke/Schröder

Wer im Strafrecht arbeitet, kommt am Tübinger Kommentar kaum vorbei. Auch in der 31. Auflage bleibt der ehemalige „Schönke/Schröder“ ein fester Bestandteil juristischer Arbeit – in der Wissenschaft ebenso wie in der Praxis. Nicht nur der Umfang, sondern vor allem die sorgfältige und detaillierte Darstellung überzeugen.

Die neue Auflage führt Bewährtes fort und reagiert zugleich auf aktuelle Entwicklungen im Strafrecht. Reformen und Diskussionen werden aufgenommen, ohne dass die Tiefe der Kommentierung darunter leidet. Erwähnt seien etwa die jüngsten Änderungen im Zusammenhang mit dem Cannabisgesetz sowie die Reform des Geldwäschetatbestands. Mit einem Bearbeitungsstand von Herbst 2024 ist das Werk auf dem neuesten Stand von Rechtsprechung und Literatur.

Der Tübinger Kommentar wird auch künftig ein unverzichtbarer Begleiter in der Auseinandersetzung sämtlicher strafrechtlicher Fragestellungen bleiben.

Tübinger Kommentar Strafgesetzbuch: StGB, 31. Auflage, Beck, München 2025, 199,00 €

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Münchener Kommentar zum Strafgesetzbuch, Band 1: §§ 1–37 – in 5. Auflage erschienen

Mit dem Erscheinen des ersten Bandes liegt nun der erste Band der fünften Auflage des renommierten Münchener Kommentars vor und bildet damit den Auftakt zur im Laufe des Jahres erscheinenden Neuauflage des gesamten Werkes.

Die fünfte Auflage des ersten Bands setzt erneut Maßstäbe in der deutschen Strafrechtskommentarliteratur. Der Band behandelt die §§ 1–37 des Allgemeinen Teils. Bearbeitet werden grundlegende strafrechtliche Themen wie Geltungsbereich, Unterlassen, Irrtum, Schuldunfähigkeit, Versuch, Täterschaft und Teilnahme sowie Notwehr und Notstand. Mit seiner präzisen Darstellung aktueller Rechtsprechung und Literatur sowie praxisorientierten Lösungsvorschlägen bietet das Werk eine unverzichtbare Grundlage für die Arbeit im Strafrecht.

Die Kommentierung ist auf dem Stand von Mai 2024 und integriert zuverlässig die umfangreiche Rechtsprechung und Gesetzesänderungen der letzten Jahre. Besonders intensiv wurden die Themen Vorsatz, Fahrlässigkeit, Irrtum sowie Täterschaft und Teilnahme überarbeitet, wodurch die Aktualität und Tiefe der Darstellung gewährleistet werden. Die klare Struktur und systematische Herangehensweise erleichtern den Zugang zu komplexen rechtlichen Fragestellungen.

Der Band wurde von einem kompetenten Autorenteam unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg bearbeitet. Zu den Mitwirkenden zählen renommierte Experten wie Dr. Dr. h.c. Kai Ambos und weitere führende Strafrechtler, deren Expertise eine ausgewogene und fundierte Kommentierung sicherstellt. Das Werk richtet sich an Rechtsanwälte, Staatsanwälte, Richter sowie alle Juristinnen und Juristen, die sich intensiv mit dem Strafrecht befassen.

Der Kommentar überzeugt aufgrund seiner vielschichtigen Stärken. Besonders hervorzuheben ist die präzise Darstellung, die sich in einer umfassenden Auswertung der neuesten Rechtsprechung und Literatur zeigt. Darüber hinaus zeichnet sich das Werk durch seine Praxisorientierung aus: Konkrete Lösungsvorschläge machen es für die praktische Anwendung besonders wertvoll. Trotz dieser Praxisnähe bleibt das wissenschaftliche Niveau durchgehend hoch, sodass auch Wissenschaftler:innen und Stundent:innn vom MüKo profitieren. Schließlich beeindruckt der Kommentar durch seine umfangreiche Bearbeitung, da neben dem Strafgesetzbuch auch wichtige Teile des Nebenstrafrechts berücksichtigt werden.

Der erste Band des Münchener Kommentars zum Strafgesetzbuch ist ein unverzichtbares Hilfsmittel für alle, die sich mit dem Allgemeinen Teil des Strafrechts beschäftigen. Die Kombination aus Aktualität, wissenschaftlicher Tiefe und Praxisrelevanz macht diesen Kommentar zu einem Standardwerk im Bereich des Strafrechts. Mit seiner klaren Struktur und fundierten Bearbeitung bleibt er ein verlässlicher Begleiter für die juristische Praxis und Forschung.

Münchener Kommentar zum Strafgesetzbuch – Band 1 (§§ 1-37), 5. Auflage, Beck Verlag, München 2024, 2.126 Seiten, 369,00 €.

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Das Nachschlagewerk zum StGB – Fischer StGB in 72. Auflage erschienen

Der Klassiker der strafrechtlichen Kommentarliteratur – der Fischer –  ist zu Beginn des Jahres in 72. Auflage erschienen. Mit seiner jährlichen Aktualisierung bleibt der Kommentar konkurrenzlos aktuell und bietet eine umfassende und praxisorientierte Darstellung des Kernstrafrechts sowie besonders praxisrelevanter Gebiete des Nebenstrafrechts.

Die Neuauflage berücksichtigt die Gesetzgebung, Rechtsprechung und Literatur bis Herbst 2024. Besonders hervorzuheben sind die Integration von zwei neuen Vorschriften (§ 108f StGB – Unzulässige Interessenwahrnehmung und § 234b StGB – Verschwindenlassen von Personen) sowie die Erläuterungen zu den Änderungen durch das Cannabisgesetz (CannabisG). Darüber hinaus wurden mehrere hundert neue Entscheidungen der im letzten Jahr ergangenen Rechtsprechung eingearbeitet.

Nach über zwei Jahrzehnten Alleinbearbeitung durch Prof. Dr. Fischer, arbeiten nun zwei neue Autoren, Dr. Stephan Anstötz und Dr. Hans-Joachim Lutz, beide Richter am Bundesgerichtshof, an dem Kommentar mit.

Trotz der enormen Informationsfülle bleibt der Kommentar dank seines handlichen Formats von 140 mm x 201 mm und einem Gewicht von knapp 1,3 kg äußerst praktisch und leicht transportierbar.

Der Kommentar zeichnet sich durch eine starke Praxisorientierung aus, da er pragmatische Lösungen für komplexe strafrechtliche Fragestellungen bietet und somit gleichermaßen für Gericht, Staatsanwaltschaft, Strafverteidigung geeignet ist.

Aber nicht nur in der Praxis ist der Fischer unverzichtbar. Auch während des Studiums und Referendariats ist er ein unabkömmliches Nachschlagewerk.

Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass er zur Zweiten Juristischen Prüfung in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin/Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen zugelassen ist.

Der Fischer bleibt das Referenzwerk im deutschen Strafrecht. Die Aktualität, die präzise Kommentierung und durchweg logische Strukturierung machen ihn zu einem unverzichtbaren Bestandteil jeder juristischen Bibliothek. Das jährliche Erscheinen garantiert zudem eine zeitgemäße und zuverlässige Grundlage für die tägliche Arbeit im Strafrecht.

Fischer, Thomas: Strafgesetzbuch mit Nebengesetzen, 72. Auflage, Beck, München 2025, 115,00 €.

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Betäubungsmittelstrafrecht und Umgang mit Cannabis in 6. Auflage erschienen

Das Werk „Betäubungsmittelstrafrecht und Umgang mit Cannabis“ von Jörn Patzak und Wolfgang Bohnen ist auch in der aktuellen Auflage (unsere Rezension zur Vorauflage: Link) ein praxisorientiertes und zugleich fundiertes Handbuch, das sich detailliert mit den strafrechtlichen und rechtspolitischen Aspekten des Betäubungsmittelrechts beschäftigt. Es richtet sich nicht nur an Juristen wie Richter, Staatsanwälte und Strafverteidiger, sondern auch an Behörden, Sozialarbeiter und andere im Drogenbereich Tätige.

Ein großer Pluspunkt des Buchs ist die umfassende Darstellung der wichtigsten Betäubungsmittel, darunter Cannabis, Heroin, Kokain, Amphetamin, und neue psychoaktive Stoffe („Legal Highs“). Mit Blick auf Cannabis bietet das Werk eine aktuelle und differenzierte Analyse der gesetzlichen Regelungen, inklusive des neuen Konsumcannabisgesetzes, der erlaubten Mengen für Eigenanbau und Besitz, sowie der Situation von Anbauvereinigungen. Es erläutert praxisnah die strafrechtlichen Voraussetzungen, Ordnungswidrigkeiten und die Folgen im Umgang mit Cannabis, was besonders für die Prozesspraxis von hoher Bedeutung ist.

Die Autoren behandeln ausführlich die Kernfragen des materiellen Betäubungsmittelrechts, insbesondere die Mengenbegriffe, Tatbestandsvarianten und die strafrechtlichen Konkurrenzverhältnisse, die im Betäubungsmittelstrafrecht regelmäßig zu komplexen Fällen führen. Praxisnähe zeigt sich auch im Umgang mit Straferwartung und Diversionsmöglichkeiten wie Therapie statt Strafe. Zudem werden wichtige prozessuale Themen behandelt, etwa strafprozessuale Zwangsmaßnahmen und Fragen der Vermögensabschöpfung.

Das Buch vermittelt eine klare und praxisnahe Sprache, unterstützt durch zahlreiche Tabellen, Schaubilder und ein ausführliches ABC des Drogenjargons. Dies erleichtert nicht nur das Verständnis komplexer materiell- und prozessrechtlicher Zusammenhänge, sondern macht das Werk auch zu einem wertvollen Nachschlagewerk für die tägliche Arbeit, gerade wenn es um Cannabis geht, das durch die aktuellen gesetzlichen Änderungen stärker in den Fokus rückt.

Insgesamt stellt „Betäubungsmittelstrafrecht und Umgang mit Cannabis“ von Patzak/Bohnen eine hervorragende Mischung aus wissenschaftlicher Fundierung und praktischem Nutzen dar. Es ist ein unerlässliches Handbuch für alle, die sich mit Betäubungsmittelrecht befassen – von der Einsteigerin im Referendariat bis zum erfahrenen Strafverteidiger oder Staatsanwalt. Gerade die differenzierte Behandlung des Cannabisthemas macht das Buch im aktuellen Kontext besonders wertvoll.

Patzak/Bohnen: Betäubungsmittelstrafrecht und Umgang mit Cannabis, 6. Auflage, C.H.Beck 2025, 300 Seiten, 69 Euro.

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Kriminaltechnik und Beweisführung im Strafverfahren in 2. Auflage erschienen

„Wir werden von den Naturwissenschaften überfallen“  (Neuhaus/Artkämper/Weise, Kriminaltechnik und Beweisführung im Strafverfahren Rn. 2.).

Neue technische Entwicklungen ermöglichen eine immer umfassendere und detailliertere Spurenauswertung. Dies bedingt zunehmend komplexere Gutachten, die für Verteidigung, Staatsanwaltschaft sowie Gericht meist nur in Teilen zu verstehen sind, da diese häufig kaum über naturwissenschaftliche und technische Kenntnisse verfügen. Juristen verlassen sich deshalb häufig „blind“ auf die Ausführungen der Sachverständigen.

Ziel des Strafprozesses ist die Erforschung der materiellen Wahrheit. Dafür müssen die Verfahrensbeteiligten jedoch in der Lage sein, die Abläufe der Spurensicherung sowie deren Auswertung und Bewertung nachzuvollziehen und kritisch zu würdigen.

Um dies Praktikern zu erleichtern, haben die Autoren Prof. Dr. Ralf Neuhaus (Strafverteidiger), Dr. Heiko Artkämper (Staatsanwalt) und Grit Weise (Richterin am Landgericht Leipzig) das Buch Kriminaltechnik und Beweisführung im Strafverfahren verfasst, das 2024 in 2. Auflage erschienen ist.

Dem Werk ist ein allgemeiner Teil – mit allgemeinen Ausführungen zur Kriminalwissenschaft und deren Bedeutung für die einzelnen Verfahrensbeteiligten – vorangestellt.

Sodann folgt der besondere Teil, in welchem einzelne Techniken – z.B. Blutalkohol/Begleitstoffanalyse, Digitale Forensik, DNA-Analyse, Reifenspuren, Wiedererkennen und Identifizieren – dargestellt und erläutert werden.

Einleitende Beispiele am Anfang eines Themas verdeutlichen dessen praktische Relevanz. Am Ende jeder Darstellung werden mögliche Fehlerquellen aufgezeigt und eine kritische Würdigung der Methoden vorgenommen. Insbesondere das Herausarbeiten der Fehlerquellen erleichtert das praktische Arbeiten bei der Vernehmung kriminaltechnischer Sachverständige.

Um eine effektive Verteidigung gewährleisten zu können, ist eine sorgfältige Überprüfung auch nur ansatzweise zweifelhaft erscheinender Befunde nötig. Bei einer solchen Würdigung unterstützt das Werk von Neuhaus, Artkämpfer und Weise. Es liefert zahlreiche Ansatzpunkte für mögliche Fehler in Gutachten und die Literaturhinweise am Anfang jedes Kapitels erleichtern die vertiefte Ausarbeitung fallspezifischer Probleme und stellt somit ein hilfreiches Werkzeug für die Vorbereitung zahlreicher Hauptverhandlungen dar.

Angesichts der Informationsdichte und der gut verständlichen Darstellung erscheint aus unserer Sicht der Preis von 75,- € angemessen.

Für Unentschlossene gibt es eine Leseprobe im Beck-Shop: https://www.beck-shop.de/neuhaus-artkaemper-weise-kriminaltechnik-beweisfuehrung-strafverfahren/product/34617836?srsltid=AfmBOorMsrlLkaiF7lsdhDyCbEQMF6FCXRfiu7Jm6-dkA09vJ_hnJ4Bq.

Neuhaus/Artkämper/Weise: Kriminaltechnik und Beweisführung im Straffverfahren, 2. Auflage 2024, 326 S., C.H. Beck, 75,- €.

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Braumandl/Pösl: Handbuch für Sexualstrafrecht

Das Sexualstrafrecht gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird, wie kaum ein anderes strafrechtliches Gebiet, vom gesellschaftlichen Wandel determiniert. So wurden unter anderem im Jahr 1994 homosexuelle Handlungen entkriminalisiert und im Jahr 1997 die Strafbarkeit der innerehelichen Vergewaltigung eingeführt. Auch in den letzten Jahren wurde das Sexualstrafrecht immer wieder weiterentwickelt, in der Regel beständig verschärft.

Da das Feld kein klassischer Gegenstand der juristischen Ausbildung ist, haben viele Juristen nur Grundkenntnisse in diesem Bereich. Insbesondere zur Erarbeitung einer effektiven Verteidigungsstrategie, aber auch für das Gericht und die Staatsanwaltschaft genügen Grundkenntnisse jedoch nicht. Der vorsitzende Richter am LG München I Matthias Braumandl und der Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Dr. Michael Pösl haben dieses Themengebiet deshalb praxisnah ausgearbeitet und im August 2024 ein Handbuch für Sexualstrafrecht herausgegeben.

Das Buch überzeugt aufgrund seiner praxisnahen Herangehensweise und seinen Erläuterungen zu sexualstrafrechtlichen Besonderheiten.

Im Kapitel zum materiellen Recht werden die sexualstrafrechtlichrelevanten Tatbestände der §§ 174 ff. StGB erläutert. Auch wird in diesem Zusammenhang auf neue und praxisrelevante Erscheinungsformen, wie  »Sextortion«, »Stealthing« oder »Revenge Porn«, eingegangen.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Darstellungen zum formellen Ablauf des Sexualstrafverfahrens. Dabei werden typische Problemfelder aus allen Verfahrensstadien erläutert, insbesondere im Hauptverfahren und in Berufung und Revision.

Überdies werden forensische Probleme im Bereich der Kinder- und Jugendpornographie behandelt.

Im Sexualstrafrecht kommt es häufig zu sogenannten Aussage-gegen-Aussage-Konstellationen . Entsprechend der Bedeutung im sexualstrafrechtlichen Verfahren haben die Autoren die Themen Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen sowie aussagepsychologische Inhalts- und Qualitätsanalyse erfreulich detailliert bearbeitet.

Das Werk überzeugt mit seinen durchweg praxisnahen Darstellungen. Zahlreiche Beispiele sowie Exkurse erleichtern zunächst das Einarbeiten und sodann die vertiefte Auseinandersetzung mit der jeweiligen Problematik.

Der Preis von 79,00 €  ist für das Werk angemessen. Wir sprechen eine Kaufempfehlung für Praktiker im Sexualstrafrecht aus.

Eine Leseprobe befindet sich im Beck-Shop: https://cdn-assetservice.ecom-api.beck-shop.de/product/leseprobe/27666049/leseprobe-braumandl-poesl-sexualstrafrecht-9783406738999.pdf

Braumandl/Pösl, Sexualstrafrecht, München 2024, S. 312, 79,00 €.

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Handbuch für die strafrechtlichen Rechtsmittel und Rechtsbehelfe in dritter Auflage erschienen

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Detlef Burhoff hat 2024 sein Handbuch für die strafrechtlichen Rechtsmittel und Rechtsbehelfe in dritter Auflage veröffentlicht.

Das Handbuch wird durchweg von Praktikern – Richtern und Rechtsanwälten – bearbeitet, was sich – nur positiv – auf die Gestaltung des Werkes auswirkt.

Neben der Darstellung der herrschenden Meinung zu praxisrelevanten Problemen und vertiefenden Hinweisen von kritischen Stimmen aus Literatur und Rechtsprechung, finden sich in dem Werk zahlreiche praktische Arbeitshilfen für die Verteidigung, insbesondere zur Verteidigungstaktik in den strafverfahrensrechtlichen Rechtsmittel- und Rechtsbehelfsverfahren wieder, die für uns als Strafverteidiger besonders hilfreich sind und uns bereits in zahlreichen Verfahren den entscheidenden Anstoß zur Problemlösung gegeben haben.

Dank zahlreicher Muster, Formulierungshilfen und grundlegender Erläuterungen eignet sich das Werk nicht nur für erfahrene Strafverteidiger, sondern auch für Anfänger und Rechtsanwälte, die nicht häufig mit Strafsachen zu tun haben.

Burhoffs Handbuch ist alphabetisch strukturiert, enthält fortlaufende Randnummern und ist in vier Teile untergliedert:

Teil A: Rechtsmittel (Berufung, Beschwerde, Revision etc.)

Teil B: Rechtsbehelfe (Anhörungsrüge, Gegenvorstellung, Strafbefehl, Wiederaufnahme etc.)

Teil C: Außerordentliche und konventionsrechtliche Rechtsbehelfe (Menschenrechtsbeschwerde, Nichtigkeitsklage, Verfassungsbeschwerde)

Teil D: Vergütung und Kosten

Aufgepasst! Zu Beginn des Werkes findet sich ein gesondertes Musterverzeichnis, dass auf Formulierungshilfen verweist und dadurch den Einstieg in das Verfassen eines Schriftsatzes erleichtern kann.

Zu Beginn umfangreicher Darstellungen werden unter der Überschrift „Das Wichtigste in Kürze“ relevante Erläuterungen prägnant zusammengefasst und erleichtern dadurch das schnelle und schwerpunktmäßige Arbeiten.

Das Werk bemüht sich um die Ausarbeitung aktueller Probleme. Eingearbeitet wurden deshalb unter anderem die entstandenen Probleme um die neu eingefügten §§ 32a ff. StPO.

Das Handbuch für die strafrechtlichen Rechtsmittel und Rechtsbehelfe ist der dritte Band der Burhoff´schen Handbuchbuchreihe. Durch die Einarbeitung sämtlicher strafverfahrensrechtlich relevanter Probleme und dessen Lösung mithilfe aktueller Rechtsprechungen (stand Mai 2024/ zum Teil sogar Juli 2024) und Beiträgen der Literatur, stellt das Werk nicht nur eine Arbeitshilfe für die Strafverteidigung, sondern darüber hinaus auch für das Gericht und die Staatsanwaltschaft dar.

Burhoff: Handbuch für die strafrechtlichen Rechtsmittel und Rechtsbehelfe, 3. Auflage 2024, 1500 S., Hardcover, 129,00 €.

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Handbuch für das strafrechtliche Ermittlungsverfahren in 10. Auflage erschienen

Der erste Band der Burhoff´schen Handbuchreihe – Handbuch für das strafrechtliche Ermittlungsverfahren – ist nun bereits in zehnter Auflage erschienen.

Neben dem Herausgeber Detlef Burhoff, der selbst Rechtsanwalt und Strafverteidiger ist, haben zahlreiche weitere erfahrene Praktiker – Rechtsanwälte und Strafverteidiger – an der Neuauflage mitgewirkt.

Die alphabetische Struktur erleichtert die Arbeit mit dem Handbuch, da unter dem jeweiligen Stichwort alle mit diesem zusammenhängende (Rechts-)Fragen und Probleme erörtert werden.

Beiträge zu über 300 Stichworten unterstützen Praktiker bei der Problemlösung im Ermittlungsverfahren. Behandelt werden dabei unter anderem folgende Komplexe: „Ablehnung eines Richters“, „DNA-Untersuchung“, „Mündliche Haftprüfung“, „Telefonüberwachung“ und „Zwangsmaßnahmen im Ermittlungsverfahren“.

Die Bearbeitung der Stichwörter erfolgt dabei in einer praktischen Dreiteilung. Zunächst geben die Ausführungen unter der Überschrift „Das Wichtigste in Kürze“ einen Überblick über das behandelte Stichwort. Sodann folgen ausführliche Darstellungen zu den Behandelten Problemen. Für uns als Strafverteidiger besonders interessant ist jedoch der dritte Teil, der Praxis-Rat. Nicht selten konnten uns die Darstellung bei der Lösung komplizierter Probleme unterstützen.

Dank zahlreicher Muster, Formulierungshilfen und grundlegender Erläuterungen eignet sich das Werk nicht nur für erfahrene Strafverteidiger, sondern auch für Anfänger und Rechtsanwälte, die nicht häufig mit Strafsachen zu tun haben.

Die Darstellung der herrschenden Meinung zu praxisrelevanten Problemen sowie die vertiefenden Hinweise zu kritischen Stimmen aus Literatur und Rechtsprechung, machen das Werk zu einer praktischen Arbeitshilfe sowohl für die Verteidigung als auch für das Gericht und die Staatsanwaltschaft.

Dank zahlreicher Muster, Formulierungshilfen und grundlegender Erläuterungen eignet sich das Werk nicht nur für erfahrene Praktiker, sondern auch für Anfänger und Rechtsanwälte, die nicht häufig mit Strafsachen zu tun haben.

Die bearbeiteten Stichwörter wurden größtenteils aktualisiert und erweitert. Eingearbeitet wurden dabei unter anderem die erste vorliegende Rechtsprechung zum „Gesetz zur Modernisierung des Strafverfahrens“ v. 10.12.2019 und zum „Gesetz zur Neuregelung des Rechts der notwendigen Verteidigung“ v. 10.12.2019 sowie weitere Änderungen, wie beispielsweise die beA-Pflicht. Neu aufgeteilt und erweitert wurden überdies Stichwörter im Kontext der U-Haft.

Die aufgenommene und ausgewertete Literatur und Rechtsprechung befindet sich durchweg auf dem Stand von Juni 2024 bzw. zum Teil sogar Juli 2024. Hervorzuheben ist die umfangreiche Einarbeitung aktueller Rechtsprechung von sämtlichen Gerichten. Bei der Bearbeitung von Fällen können wir auf diese Weise leicht Rechtsprechung des zuständigen LG oder OLG finden und nachvollziehen.

Burhoff: Handbuch für das strafrechtliche Ermittlungsverfahren, 10. Auflage 2024, 1800 S., 129,00 €.

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Meyer-Goßner/Schmitt: Unentbehrlicher Klassiker in 67. Auflage erschienen

Der beliebteste und wohl meist genutzte Kurzkommentar zur Strafprozessordnung von Bundesrichter und Richter des Internationalen Gerichtshofs Bertram Schmitt, unter Mitarbeit von Bundesrichter Marcus Köhler, ist am 29. April 2024 in 67. Auflage erschienen.

Zugelassen in allen Bundesländern für das zweite Staatsexamen, zitiert in jeder strafprozessualen Hausarbeit, vorhanden in jedem Sitzungssaal und jeder Kanzlei, ist der Meyer-Goßner/Schmitt in Wissenschaft und Praxis unentbehrlich.

Den Bearbeitern der 67. Auflage gelingt – wie immer – eine präzise und praxisorientierte Darstellung relevanter Vorschriften. Es überzeugen insbesondere die gute Strukturierung, klare Gliederung und der Fettdruck von Schlüsselbegriffen, der das Auffinden relevanter Informationen beschleunigt. Unterstützt wird dies durch das Stichwortverzeichnis.

Vereinfacht wird das vertiefte und fallorientierte Arbeiten mit dem Meyer-Goßner/Schmitt durch die umfassende Einarbeitung aktueller Rechtsbesprechung, wobei sowohl Grundsatzentscheidungen des BGH und BVerfG als auch Entscheidungen des EGMR und des EUGH ausgewertet und zitiert wurden.

In die Neuauflage einbezogen wurden unter anderem das in der Strafrechtswissenschaft, aber auch der Gesellschaft viel diskutierte Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Unvereinbarkeit des § 362 Nr. 5 StPO mit Art. 103 Abs. 3 GG und dem Grundsatz des Vertrauensschutzes (Art. 20 Abs. 3 GG) (BVerfG 31.10.2023 – 2 BVR 900/22). Außerdem ergänzenden die Bearbeiter das Werk um das Rückführungsverbesserungsgesetz vom 21. Februar 2024, sowie das Gesetz zur Überarbeitung des Sanktionenrechts – Ersatzfreiheitsstrafe, Strafzumessung, Auflagen und Weisungen sowie Unterbringung in einer Entziehungsanstalt vom 26. Juli 2023, das Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2022, zur elektronischen Erhebung der Bankenabgabe und zur Änd. der StPO vom 25. März 2023.

Herausgeber, Bearbeiter und Richter am Internationalen Strafgerichtshof Bertram Schmitt richtete beim Kommentieren der Neuauflage ein besonderes Augenmerk auf das geplante Gesetzes zur Fortentwicklung des Völkerstrafrechts, welches insbesondere die Rechte von Opfern erweitern und den völkerrechtlichen Strafprozess verbessern soll.

Die Kommentierung befindet sich durchweg auf dem neuesten Stand und berücksichtigt die aktuellen Entwicklungen im Strafverfahrensrecht für den Zeitraum März 2023 bis März 2024.

Eine Leseprobe zur aktuellen Ausgabe befindet sich im Beck-Shop: https://www.beck-shop.de/meyer-gossner-schmitt-strafprozessordnung-stpo/product/35691077 

Meyer-Goßner/Schmitt, Strafprozessordnung: StPO, Beck´scher Kurzkommentar, München 2024, 2852 S., 115,00 Euro.

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