Rezension

Betäubungsmittelstrafrecht und Umgang mit Cannabis in 6. Auflage erschienen

Das Werk „Betäubungsmittelstrafrecht und Umgang mit Cannabis“ von Jörn Patzak und Wolfgang Bohnen ist auch in der aktuellen Auflage (unsere Rezension zur Vorauflage: Link) ein praxisorientiertes und zugleich fundiertes Handbuch, das sich detailliert mit den strafrechtlichen und rechtspolitischen Aspekten des Betäubungsmittelrechts beschäftigt. Es richtet sich nicht nur an Juristen wie Richter, Staatsanwälte und Strafverteidiger, sondern auch an Behörden, Sozialarbeiter und andere im Drogenbereich Tätige.

Ein großer Pluspunkt des Buchs ist die umfassende Darstellung der wichtigsten Betäubungsmittel, darunter Cannabis, Heroin, Kokain, Amphetamin, und neue psychoaktive Stoffe („Legal Highs“). Mit Blick auf Cannabis bietet das Werk eine aktuelle und differenzierte Analyse der gesetzlichen Regelungen, inklusive des neuen Konsumcannabisgesetzes, der erlaubten Mengen für Eigenanbau und Besitz, sowie der Situation von Anbauvereinigungen. Es erläutert praxisnah die strafrechtlichen Voraussetzungen, Ordnungswidrigkeiten und die Folgen im Umgang mit Cannabis, was besonders für die Prozesspraxis von hoher Bedeutung ist.

Die Autoren behandeln ausführlich die Kernfragen des materiellen Betäubungsmittelrechts, insbesondere die Mengenbegriffe, Tatbestandsvarianten und die strafrechtlichen Konkurrenzverhältnisse, die im Betäubungsmittelstrafrecht regelmäßig zu komplexen Fällen führen. Praxisnähe zeigt sich auch im Umgang mit Straferwartung und Diversionsmöglichkeiten wie Therapie statt Strafe. Zudem werden wichtige prozessuale Themen behandelt, etwa strafprozessuale Zwangsmaßnahmen und Fragen der Vermögensabschöpfung.

Das Buch vermittelt eine klare und praxisnahe Sprache, unterstützt durch zahlreiche Tabellen, Schaubilder und ein ausführliches ABC des Drogenjargons. Dies erleichtert nicht nur das Verständnis komplexer materiell- und prozessrechtlicher Zusammenhänge, sondern macht das Werk auch zu einem wertvollen Nachschlagewerk für die tägliche Arbeit, gerade wenn es um Cannabis geht, das durch die aktuellen gesetzlichen Änderungen stärker in den Fokus rückt.

Insgesamt stellt „Betäubungsmittelstrafrecht und Umgang mit Cannabis“ von Patzak/Bohnen eine hervorragende Mischung aus wissenschaftlicher Fundierung und praktischem Nutzen dar. Es ist ein unerlässliches Handbuch für alle, die sich mit Betäubungsmittelrecht befassen – von der Einsteigerin im Referendariat bis zum erfahrenen Strafverteidiger oder Staatsanwalt. Gerade die differenzierte Behandlung des Cannabisthemas macht das Buch im aktuellen Kontext besonders wertvoll.

Patzak/Bohnen: Betäubungsmittelstrafrecht und Umgang mit Cannabis, 6. Auflage, C.H.Beck 2025, 300 Seiten, 69 Euro.

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Meyer-Goßner/Schmitt: Unentbehrlicher Klassiker in 67. Auflage erschienen

Der beliebteste und wohl meist genutzte Kurzkommentar zur Strafprozessordnung von Bundesrichter und Richter des Internationalen Gerichtshofs Bertram Schmitt, unter Mitarbeit von Bundesrichter Marcus Köhler, ist am 29. April 2024 in 67. Auflage erschienen.

Zugelassen in allen Bundesländern für das zweite Staatsexamen, zitiert in jeder strafprozessualen Hausarbeit, vorhanden in jedem Sitzungssaal und jeder Kanzlei, ist der Meyer-Goßner/Schmitt in Wissenschaft und Praxis unentbehrlich.

Den Bearbeitern der 67. Auflage gelingt – wie immer – eine präzise und praxisorientierte Darstellung relevanter Vorschriften. Es überzeugen insbesondere die gute Strukturierung, klare Gliederung und der Fettdruck von Schlüsselbegriffen, der das Auffinden relevanter Informationen beschleunigt. Unterstützt wird dies durch das Stichwortverzeichnis.

Vereinfacht wird das vertiefte und fallorientierte Arbeiten mit dem Meyer-Goßner/Schmitt durch die umfassende Einarbeitung aktueller Rechtsbesprechung, wobei sowohl Grundsatzentscheidungen des BGH und BVerfG als auch Entscheidungen des EGMR und des EUGH ausgewertet und zitiert wurden.

In die Neuauflage einbezogen wurden unter anderem das in der Strafrechtswissenschaft, aber auch der Gesellschaft viel diskutierte Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Unvereinbarkeit des § 362 Nr. 5 StPO mit Art. 103 Abs. 3 GG und dem Grundsatz des Vertrauensschutzes (Art. 20 Abs. 3 GG) (BVerfG 31.10.2023 – 2 BVR 900/22). Außerdem ergänzenden die Bearbeiter das Werk um das Rückführungsverbesserungsgesetz vom 21. Februar 2024, sowie das Gesetz zur Überarbeitung des Sanktionenrechts – Ersatzfreiheitsstrafe, Strafzumessung, Auflagen und Weisungen sowie Unterbringung in einer Entziehungsanstalt vom 26. Juli 2023, das Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2022, zur elektronischen Erhebung der Bankenabgabe und zur Änd. der StPO vom 25. März 2023.

Herausgeber, Bearbeiter und Richter am Internationalen Strafgerichtshof Bertram Schmitt richtete beim Kommentieren der Neuauflage ein besonderes Augenmerk auf das geplante Gesetzes zur Fortentwicklung des Völkerstrafrechts, welches insbesondere die Rechte von Opfern erweitern und den völkerrechtlichen Strafprozess verbessern soll.

Die Kommentierung befindet sich durchweg auf dem neuesten Stand und berücksichtigt die aktuellen Entwicklungen im Strafverfahrensrecht für den Zeitraum März 2023 bis März 2024.

Eine Leseprobe zur aktuellen Ausgabe befindet sich im Beck-Shop: https://www.beck-shop.de/meyer-gossner-schmitt-strafprozessordnung-stpo/product/35691077 

Meyer-Goßner/Schmitt, Strafprozessordnung: StPO, Beck´scher Kurzkommentar, München 2024, 2852 S., 115,00 Euro.

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Rezension: Bayer/Schmidt – die juristische Dissertation

Der Band „Die juristische Dissertation“ von Daria Bayer und Jan-Robert Schmidt ist ein erfrischend praxisnaher und ehrlicher Ratgeber, der den oftmals mystifizierten Weg zur Promotion im juristischen Bereich verständlich und realitätsnah aufbereitet. Es nimmt die Leser:innen mit auf eine chronologische Reise durch den gesamten Promotionsprozess – von der Frage nach der persönlichen Motivation über die Themenwahl bis hin zu den praktischen Schritten bis zur Veröffentlichung und über die formalen Voraussetzungen hinaus.

Besonders wertvoll ist die Offenheit, mit der die Autor:innen auch heikle Themen wie Finanzierungsschwierigkeiten, psychische Belastungen und strukturelle Herausforderungen im Wissenschaftsbetrieb ansprechen. Dieser Blick hinter die Kulissen macht das Buch nahbar und gibt zukünftigen Promovierenden das Gefühl, nicht allein zu sein auf diesem teils einsamen Weg. Gleichzeitig wird ein Bewusstsein für wichtige Aspekte wie Diskriminierungsfragen und Gendergerechtigkeit in der juristischen Promotion geschaffen, was das Werk zeitgemäß und gesellschaftlich relevant macht.

Für die persönliche Entwicklung bietet eine juristische Dissertation auf jeden Fall einen bedeutenden Mehrwert: Sie vermittelt wissenschaftliches Arbeiten, vertieft juristisches Wissen und fördert eine analytische und systematische Denkweise, die im späteren Berufsleben – sei es in Wissenschaft, Anwaltschaft oder Justiz – von Wert ist. Man lernt Geduld, Durchhaltevermögen und Selbstorganisation, Eigenschaften, die weit über die Juristerei hinaus in jeder Karriere gefragt sind.

Karrieretechnisch ist der Doktortitel vor allem in spezialisierten Rechtsgebieten und in der Wissenschaft oft ein entscheidender Vorteil. Auch große Kanzleien und gewisse Behörden sehen in der Promotion einen wichtigen Qualitätsnachweis, der Vertrauen schafft und Bewerber:innen heraushebt. Die Promotion bedeutet allerdings auch eine nicht zu unterschätzende zeitliche und emotionale Belastung, weshalb das Buch zu Recht dazu ermutigt, früh die eigene Motivation und die damit verbundenen Ziele zu klären. So wird vermieden, dass man sich in jahrelangem Schreiben verliert

Insgesamt vermittelt „Die juristische Dissertation“ einen realistischen, mutmachenden und empathischen Zugang zu einem Thema, das viele junge Jurist:innen vor große Herausforderungen stellt. Mit Tipps, Erfahrungsberichten und einer klaren Struktur ist es ein unverzichtbarer Begleiter für alle, die über eine Promotion nachdenken oder schon mittendrin stecken – und bietet auch Einblicke für diejenigen, die den Prozess nur aus distanzierter Perspektive kennen. Es ist mehr als nur ein akademischer Leitfaden, es ist ein Buch über den persönlichen Wachstumsprozess, der mit jeder juristischen Dissertation einhergeht. Wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, sollte es lesen.

Geld spielt bei diesem Band jedenfalls keine Rolle: 12,90 € sind ein unschlagbares Angebot.

Bayer/Schmidt: Die juristische Dissertation, C.H.Beck, München 2023, 151 Seiten, 12,90 €

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Drei Pfund Vollstreckungswissen – Röttle/Wagner/Theurer „Strafvollstreckung“ in 9. Auflage erschienen

Das Werk „Strafvollstreckung“ von Reinhard Röttle, Alois Wagner und Daniel Theurer ist ein umfassendes und sorgfältig strukturiertes Handbuch, das den gesamten Ablauf der Strafvollstreckung in Deutschland systematisch und praxisnah darlegt. In der aktuellen 9. Auflage präsentiert das Buch auf rund 750 Seiten eine ausführliche Darstellung der Vollstreckung von Freiheitsstrafen, Geldstrafen sowie Maßregeln der Besserung und Sicherung, ergänzt durch fundierte Erklärungen zu Nebenstrafen, Vollstreckungshindernissen, Auslieferung, und internationalen Aspekten.

Das Buch besticht besonders durch seine klare Systematik und die verständliche Darstellung komplizierter Rechtsmaterien, die es auch jenen zugänglich macht, die sich gezielt in strafvollstreckungsrechtliche Mandate einarbeiten möchten. Praktisch wertvoll sind die zahlreichen Mustertexte, Beispielentscheidungen und gut strukturierte Tabellen, die das schnelle Auffinden relevanter Vorschriften erleichtern und die Umsetzung der theoretischen Inhalte im Arbeitsalltag unterstützen. Dies macht das Werk zu einem sehr nützlichen Werkzeug für Strafverteidiger, Staatsanwälte, Richter sowie Rechtspfleger und Vollzugsbeamte gleichermaßen.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das Buch sämtliche Landesregelungen berücksichtigt und somit bundesweit einsetzbar ist. Die Berücksichtigung der aktuellen Rechtsprechung und Gesetzesänderungen bis Anfang 2022 sorgt für Aktualität. Die zweite große Einheit zu gerichtlichen Entscheidungen in der Strafvollstreckung und Sicherungsverwahrung vertieft zusätzlich die Verfahrenskenntnisse und ermöglicht ein ganzheitliches Verständnis.

Der Darstellung gelingt es, komplexe Rechtsfragen verständlich zu vermitteln, ohne dabei an Tiefe zu verlieren. Für die Praxis ist die Kombination aus klarer Theorie, Beispielen und Mustern besonders wertvoll, da sie die Vorbereitung und Durchführung von Verfahren erheblich erleichtert.

Insgesamt ist „Strafvollstreckung“ von Röttle/Wagner/Theurer ein unverzichtbares Nachschlagewerk für alle im Bereich der Strafvollstreckung Tätigen. Es verbindet fundierte wissenschaftliche Genauigkeit mit hohem Praxisnutzen und eignet sich sowohl zum systematischen Studium als auch zur schnellen Orientierung im Mandatsalltag. Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die oft komplizierten Vorgänge der Strafvollstreckung transparent und handhabbar zu machen. Eine klare Empfehlung für alle, die eine belastbare und umfangreiche Arbeitsgrundlage zur Strafvollstreckung suchen.

Röttle/Wagner/Theurer: Strafvollstreckung, 9. Auflage, C.H.Beck, München 2023, 757 Seiten.

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Münchner Anwaltshandbuch Strafverteidigung 3. Auflage

Das Münchner Anwaltshandbuch Strafverteidigung, begründet von Prof. Dr. Gunter Widmaier und herausgegeben von den Strafverteidigern Prof. Dr. Eckhart Müller, Prof. Dr. Reinhold Schlothauer und Prof. Dr. Christoph Knauer, ist im Jahre 2022 nun bereits in der 3. Auflage erschienen.

Schon beim ersten Durchblättern stellt sich dieses Handbuch als ein herausragendes Werk dar: 13 Teilbereiche werden in insgesamt 83 Paragrafen auf 3.147 Seiten von über 90 erfahrenen und spezialisierten Mitautorinnen und -autoren behandelt.

Die 13 Teilbereiche sind dabei wie folgt gegliedert:

  • Allgemeine Grundlagen der Strafverteidigung
  • Verteidigung in den einzelnen Abschnitten des Strafverfahrens
  • Instanzübergreifende Aufgabenstellungen
  • Verteidigungsaufgaben nach Rechtskraft des Urteils
  • Kontrolle des Strafverfahrens durch BVerfG und EGMR
  • Außerstrafrechtliche Folgen des Strafverfahrens
  • Spezifisches Berufswissen
  • Risiken der Strafverteidigung
  • Finanzielle und steuerliche Aspekte der Strafverteidigung
  • Spezialgebiete der Strafverteidigung
  • Zeugen und Verletztenbeteiligung
  • Verteidigung und Sachverständigenbeweis
  • Allgemeine Kriminalistik

Dieses Handbuch bietet somit vielfältige rechtliche und taktische Hinweise in allen Verfahrensstadien. Es umfasst nicht nur das materielle und prozessuale Strafrecht, sondern auch zahlreiche weitere Beiträge zur Verteidigertätigkeit, zu Kriminalistik und Kriminaltechnik.

Seit Erscheinen der 2. Auflage im Jahre 2014 ist der Gesetzgeber nicht untätig geblieben. Ganz im Gegenteil: Es gab zahlreiche vielfältige strafrechtliche Gesetzesänderungen.

Die bisherigen Beiträge wurden überarbeitet und die jüngsten Reformen (insbesondere zum StGB, zur StPO und BRAO) eingearbeitet, wodurch das Inhaltsverzeichnis teilweise gestrafft und teilweise um neue, aktuelle Beiträge erweitert wurde, so um „Verwertungsverbote“ in § 24.

Neben einer grundlegenden Bearbeitung des Handbuchs sorgen auch zahlreiche neue Autorinnen und Autoren für frische Impulse.

Zudem wurde die einschlägige Rechtsprechung bis Juni 2021 in diesem Werk berücksichtigt.

Die Kommentierung ist äußerst aktuell, umfassend und detailliert. Trotz des großen Umfangs  ist dieses Werk klar strukturiert, praxisorientiert und sprachlich wunderbar gelungen. Aufgrund des Randnummernsystems kann man sich mühelos orientieren. Das Exemplar imponiert mit seinen zahlreichen Formulierungsvorschlägen, Checklisten und Praxistipps, die deutlich grafisch abgesetzt sind, wodurch sich der Leser schnell zurechtfindet.

Das Handbuch ist von Praktikern für Praktiker geschrieben und will hilfreiche Antworten auf die in der täglichen Arbeit häufig aufkommenden sowie seltenen und unvorhersehbaren Probleme geben.

Auch wenn dieses Werk sich grundsätzlich primär an jeden Rechtsanwalt, der auf dem Gebiet des Strafrechts tätig ist, richtet, lohnt sich eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Handbuch auch für Strafrichter, Staatsanwälte, Studierende der Rechtswissenschaften, Rechtsreferendare, Sachverständige und Polizeibeamte.

Aufgrund der vorgenannten Aspekte und der praxisnahen Aufbereitung dieses Exemplars sprechen wir eine klare Kaufempfehlung aus.

Münchner Anwaltshandbuch Strafverteidigung, 3. Auflage, Beck-Verlag, München 2022, 3.147 Seiten, 239,00 €.

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Münchener Kommentar Strafgesetzbuch – Band 7 – Nebenstrafrecht I, JGG in 4. Auflage erschienen

Der Münchener Kommentar zum Strafgesetzbuch ist bekanntlich eines der wichtigsten Handwerkszeuge der Strafrechtler. Er vereint auf ca. zweieinhalb tausend Seite je Band vertiefte Informationen, die aktuelle Rechtsprechung und die dazugehörige aktuelle Literatur. Mithilfe seiner klaren Gliederung und der systematischen Durchdringung des Stoffs ist es möglich, auch auf die schwierigsten Fragen eine vernünftige Antwort zu finden.

Wie bei Großkommentaren üblich werden die einzelnen Bände nicht gleichzeitig, sondern sukzessive aktualisiert. Der 7. Band (in der Vorauflage Band 6) ist nun unter der Bandredaktion von Professor Marco Mansdörfer neu in vierter Auflage erschienen. Er erläutert zahlreiche in der Praxis besonders relevante Nebenstrafrechtsgebiete. Konkret sind Kommentierungen zu folgenden Gesetzen enthalten:

  • Arzneimittelgesetz (AMG)
  • Anti-Doping-Gesetz (AntiDopG)
  • Betäubungsmittelgesetz (BtMG)
  • Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV)
  • Grundstoffüberwachungsverordnung (GÜG)
  • Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG)
  • Transplantationsgesetz (TPG)
  • Transfusionsgesetz (TFG)
  • Gentechnikgesetz (GenTG)
  • Tierschutzgesetz (TierSchG)
  • Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)
  • Vereinsgesetz
  • Versammlungsgesetz
  • Jugendgerichtsgesetz (JGG)

Der Schwerpunkt liegt deutlich im Betäubungsmittel- und Arzneimittelstrafrecht. Mehr als die Hälfte der Seiten beschäftigen sich hiermit. Der von Laue, Radtke und Scholze verantworteten JGG-Kommentierung wurden – obwohl sie es sogar aufs Cover geschafft hat – nur 200 Seiten spendiert.

Dies führt auch zu einer Ungleichverteilung der Bearbeiter. Zwar sind nur 6 der 14 Bearbeiter im Hauptberuf Wissenschaftler. 4 sind Richter, die übrigen Staatsanwälte, Kriminaldirekt oder Rechtsanwalt (1). Allerdings werden die wichtigen Gesetze weit überwiegend von Wissenschaftlern kommentiert. Im Arzneimittelstrafrecht ist dies Professor Freund aus Marburg, für das Betäubungsmittelgesetz Dr. Mustafa Oğlakcioğlu und für das Jugendgerichtsgesetz Professor Laue aus Heidelberg. Trotzdem bemühen sich die Autoren häufig auch um einen Praktikerblick, der ihnen aber zuweilen (naturgemäß) schwer fällt.

Die Neuauflage war notwendig geworden weil der Gesetzgeber umtriebig ist.

Insbesondere im Arzneimittelgesetz sind zahlreiche Änderungen zu verzeichnen. Im Anti-Doping-Gesetz wurde ganz aktuell der § 4a AntiDopG eingefügt (»Kronzeugenregelung«). Beim Tierschutzgesetz ist als letzte Änderung vom 18. Juni 2021 das Verbot des Kükentötens besonders hervorzuheben.

Die Kommentierung ist gewohnt umfangreich, in Teilen äußerst detailliert und geht auf alle aktuellen Entwicklungen ein. Trotz des großen Umfangs der Kommentierung ist die Darstellung sehr übersichtlich, das Stichwortverzeichnis hilfreich.

Die Kommentierung der einzelnen Normen der Nebenstrafrechtsgesetze ist so dargestellt, wie man es aus den anderen Bänden des MüKo kennt. Zunächst wird der Gesetzestext fett gedruckt wiedergegeben. Danach wird bei besonders umfangreichen Normen das vom Kommentator empfohlene Schrifttum gesammelt angegeben und eine Übersicht über die Kommentierung der Norm abgebildet. In dem darauffolgenden klar formulierten und gut strukturierten Text sind die Überschriften bzw. die wesentlichen Schlüsselbegriffe und Schlagwörter fett gedruckt. Dadurch springen diese dem Leser gleich ins Auge und er behält den Überblick über den jeweiligen Abschnitt der Kommentierung. Darüber hinaus ist besonders positiv hervorzuheben, dass weiterführende Literatur in den Fußnoten angegeben wird und somit die gesamte Kommentierung einer Norm angenehm lesbar ist.

Wer sich intensiv mit dem Nebenstrafrecht, insbesondere dem Betäubungsmittelgesetz auseinandersetzen will oder muss, wird für zahlreiche Fragestellungen nicht um den 7. Band des MüKo herumkommen.

Wir sprechen eine Kaufempfehlung aus, auch weil die 429,00 € für den Band (bzw. 1.725,00 € bei Abnahme aller Bände der aktuellen Auflage) durch eine erfolgreiche Mandatsbearbeitung schnell wieder reingeholt sein sollten. Und im Regal sieht’s auch schick aus.

Münchener Kommentar zum Strafgesetzbuch, Band 7, Nebenstrafrecht I, 4. Auflage, Beck, München 2021.

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Burhoff: Handbuch für das straßenverkehrsrechtliche OWi-Verfahren, 6. Auflage 2021

Der berühmteste deutsche Schnauzbartträger nach Dieter Zetsche und Autor des einzigen relevanten deutschen Strafrechtsblogs hat wieder eines seiner zahlreichen Handbücher für alle Lebenslagen auf den neuesten Stand gebracht. Wir fragen uns angesichts seines riesigen Outputs manchmal, ob es wirklich nur einen Burhoff gibt, oder ob Burhoff nicht in Wirklichkeit ein Drilling ist und alle drei Burhöffer je 19,3 Stunden am Tag im Keller an ihren Rechnern sitzen, Rechtsprechung auswerten und ins Blog und auf die Bücher verteilen, damit diese außergewöhnlich aktuell bleiben. (Ja, wir wissen, dass Burhoff „nur“ der Herausgeber ist).

Das aktuellste Werk ist die 6. Auflage des Handbuchs für das straßenverkehrsrechtliche OWi-Verfahren, wie gewohnt im ZAP-Verlag erschienen.

Über die Relevanz dieses Rechtsgebiets müssen kaum Worte verloren werden. Ärger mit Polizei und Gericht mag in vielen Fällen lästig sein – wenn aber der Verlust der Fahrerlaubnis droht, sind Mandanten häufig existenziell gefährdet. Denn zum Arbeitsplatz muss man trotzdem kommen, die Kinder trotzdem von der Kindsmutter abholen. So groß wie die Not der Rechtssuchenden sind auch die Anforderungen an den Rechtsanwalt angesichts sprudelnder Rechtsprechung, sich fortentwickelnder Technik und immer neuer Ideen des Gesetzgebers. Burhoff bietet hier verlässliche, sehr praxisnahe Hilfe und hat auch uns schon in vielen Fällen den entscheidenden Tipp gegeben.

Auf fast 2.000 Seiten führt Burhoff auch in diesem Handbuch alphabetisch sortiert durch die Materie – von A wie Ablehnung eines Richters bis Z wie Zwischenverfahren. Der Leser findet sich leicht zurecht. Wer sein Problem nicht unter die großen Begriffe subsumieren kann, wird im 50seitigen Sachregister fündig.

Burhoff Handbuch für das straßenverkehrsrechtliche OWi-Verfahren

Die materiellen Fragen der jeweiligen Verkehrsordnungswidrigkeiten (insbesondere Geschwindigkeitsüberschreitung, Rotlichtverstoß, Abstandsunterschreitung und Verstöße gegen § 24a StVG als häufigste Verkehrsordnungswidrigkeiten) und die technischen und verfahrensrechtlichen Probleme halten sich anteilig etwa die Waage.

In der Neuauflage sind unter anderem der Streitstand rund um die 54. VO zur Änderung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften v. 20. April 2020, die verfahrensrechtlichen Änderungen, die das Gesetz zur Modernisierung des Strafverfahrens vom 10. Dezember 2019 mit sich gebracht hat, sowie die aktuelle Rechtsprechung zu den Rohmessdaten unter Einbeziehung der Entscheidung des BVerfG vom 12. November 2020 – 2 BvR 1616/18 berücksichtigt.

Adressat des Werks ist expressiv verbis der Verteidiger. Entsprechend gibt es zahlreiche Praxishilfen und -hinweise, Formulierungshilfen sowie Checklisten. Alle Muster stehen zum Download zur Verfügung.

Im Ergebnis kommt man als Verteidiger im straßenverkehrsrechtlichen OWi-Verfahren an diesem Buch nicht vorbei. Die 129,00 € sind gut angelegt.

Burhoff (Hrsg.): Handbuch für das straßenverkehrsrechtliche OWi-Verfahren, ZAP, Bonn, 129,00 €.

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